Dr. Rudolf Schmitt

Professor in Food Microbiology and Food Safety (retired)
B360 Board Member

Faculty of Health and Applied Science
Department of Health Sciences
Namibia University of Science and Technology

March 31 - May 14, 2016

 
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Bedingt durch meine Pensionierung an der Fachhochschule Westschweiz war ein längerer Aufenthalt an der NUST möglich, der es mir erlaubte, EHS Studenten des zweiten und des vierten Studienjahres zu unterrichten. Aufbauend auf den Stoff einheimischer Dozenten gab ich im 2. Jahr eine Vorlesung über „Foodborne Pathogens“, wobei ich mich auf Bakterien beschränkte und den Studenten wesentliche Merkmale dieser Mikroorganismen aufzeigte, die wichtig sind, um eine Risikobewertung eines Lebensmittels oder eines Herstellungsverfahrens durchführen zu können. Es zeigte sich wie schon in früheren Jahren, dass wesentliche Grundkenntnisse fehlten und der Bezug zur Praxis selten gemacht werden konnte. Das wurde aber durch Begeisterung für das Fach und viel Fleiss wettgemacht, so dass das Ausbildungsziel erreicht wurde. Eine anschliessende volle Woche „Lab Practicals“ machten den Studenten besonders Spass und sie waren voll engagiert bei den mikrobiologischen Analysen von Lebensmitteln und Trinkwasser sowie einer Hygienekontrolle in der Küche der Hotelschule. Gerade dieser Praktikumsblock ist für die angehenden EHS Practioners wichtig, denn sie müssen lernen, wie man eine Situation auf hygienische Schwachstellen beurteilt und wie man korrekt eine Probe nimmt. Bei der Auswertung zeigte sich, dass auf praktisch allen Handgriffen, ob Messer, Schneidemaschine oder Türgriffe, sowie auf den Händen des Personals potenziell pathogene Staphylokokken in grossen Mengen nachweisbar waren. Die Interpretation dieser Ergebnisse und die Diskussion über mögliche Ursachen und Korrekturmassnahmen zeigten, dass die Studenten viel gelernt haben.

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Auch wenn EHS Practioners in ihrem späteren Beruf kaum in einem mikrobiologischen Labor arbeiten werden, ist es didaktisch sehr nützlich, in dieser Stufe ihrer Ausbildung einige Laborpraktika einzubauen, denn es veranschaulicht zweckmässig die Theorie und gibt ihnen viele Hinweise auf die Praxis, in der sie sich später wiederfinden werden. Leider hat das Department kein ausgerüstetes Labor, nicht die richtigen Verbrauchsmaterialien und die einzige Lab-Technician kennt diese Analysen nicht. Deshalb muss man im Bio Med Labor Unterstützung suchen, was manchmal auf Widerstand stossen kann. Allerdings kann man dem mit einem Lächeln und Geschick beikommen.

Im zweiten Teil meines Unterrichts übernahm ich die Klasse des 4. Jahres, die Thomas Lüthi zuvor in seinem Workshop in Lüderitz und Keetmanshoop hatte. Diese Studenten mussten in den sauren Apfel beissen, extra wegen mir ihre Ferienwoche opfern und an meinen Kurs kommen. NUST war wegen drei Feiertagen in dieser ersten Maiwoche leergefegt, alle waren am Meer, aber wir zogen eine Vorlesung über HACCP, über Probenahmepläne und über Food Safety-Standards nach GFSI durch. Ich kannte die Klasse, denn ich unterrichte sie bereits vor 2 Jahren, hatte aber doch Zweifel, ob dieses Opfer nicht zu hart für sie wäre. Aber nein, alle waren pünktlich am Morgen zur Stelle, und so belohnte ich sie zuerst mit Swiss Chocolate und baute dann viele Übungen und Fallbeispiele in den Kurs ein. Die Nachmittage waren frei, um den Stoff durchzuarbeiten oder eben doch eine halbe Woche Ferien zu haben. Das Experiment glückte und wir hatten eine intensive, aber auch lockere Zeit zusammen. Das Abschlussexamen, in dem ich eine Situation ihres späteren Arbeitslebens simulierte, zeigte mir, dass alle den Stoff gut aufgearbeitet haben.

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In längeren Diskussionen mit den Verantwortlichen und Dozenten arbeiteten wir gemeinsam den Lehrplan der Ausbildung durch und besprachen die Neuausrichtung des Departments nach den gravierenden Umstellungen vom Polytechnic of Namibia zu NUST. Die Einführung von Masterstudiengängen ist ebenfalls ein wichtiges Thema, das der Fakultät noch einige Herausforderungen stellen wird. Die Personaldecke ist dünn und kann nicht nur durch Experten von B360 abgedeckt werden, so sehr diese Einsätze auch erwünscht und geschätzt werden. Auf Grund meiner neuen Freiheit als Pensionär freue ich mich schon jetzt auf zukünftige Aufgaben an der NUST und vor allem auf die lernwilligen Studenten.

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